Tipps zur Tourenplanung

Die grobe Planung

Disclaimer: Dieser Text enthält unentgeltliche Werbung

Bevor man überhaupt damit anfängt sich in Details zu verlieren sollte man sich über drei Punkte im Klaren sein:

  • was interessiert mich überhaupt?
  • was sind meine technischen Möglichkeiten?
  • welche Touren lassen mein Material zu?

Sind diese Punkte geklärt, kann man sich ein entsprechendes Gebiet je nach zeitlichen und finanziellen Mitteln aussuchen. Eng verknüpft damit ist natürlich die räumliche Nähe vom Wohnort zum Startpunkt der potenziellen Tour.

Die Vorbereitung

In diesem Schritt befinden wir uns, je nach Dimension der Tour, in einem Zeitraum von mehreren Monaten vor der Tour bis zum Tag der Abreise. Folgende Überlegungen sind empfehlenswert:

  • Eine gewissenhafte Planung der Wegstrecke
https://opentopomap.org

Hierbei steht im Vordergrund welche Erwartungen man von der Tour hat. Möchte ich ans Limit gehen oder soll es eine gemütliche Tagestour zum „Kopf freibekommen“ sein? Hierzu sollte man natürlich schon grob seine Fähigkeiten einschätzen können. Das Planen der Gesamtdistanz, der technische Anspruch, Pausen, Wasserversorgung und die Art der Nächtigung sind hierbei essenziell. Gute Anhaltspunkte über die Verhältnisse vor Ort bieten digitale Produkte wie z.B. die OpenTopoMap [1] oder analoge Produkte wie z.B. die Rad-, Wander- und Freizeitkarten von freytag&berndt. [2] Wer sich gleich schon einen fertigen GPX-Track auf sein Handy laden möchte kann hier z.B. mit der Rother App [3] gemütlich von zu Hause eine Tour erstellen und diese herunterladen.

Foto 1 – Ein schneller Überblick – Quelle: https://opentopomap.org

  • Eine sorgfältige Planung der An- und Abreise

Diese hängt ganz von der präferenz der einzelnen Personen und den Möglichkeiten vor Ort ab. Auch wenn man mit dem Auto anreist schadet es nicht, sich mit den Öffis vertraut zu machen, falls man (geplant oder spontan) keinen Rundweg geht und nach der Tour eine große Distanz zurücklegen muss, um wieder zum Auto am Ausgangspunkt zu gelangen. Im Sinne der Nachhaltigkeit geht meine Empfehlung natürlich, soweit möglich, in Richtung Öffis ;-). Bei gut ausgebauten Radwegen lohnt sich auch die Überlegung eines „Biathlons“. Ebenfalls spannend sind die Carsharing Modelle wie Rail&Drive [4] von den ÖBB. Perfekt für Leute, die in großen Städten wohnen und den Hauptteil der Wegstrecke mit Fernverkehrszügen zurücklegen können. Die letzten Kilometer zum Ausgangspunkt einer Tour sind oftmals schwer zu erreichen und genau hier kann man dann auf die Fahrzeugflotte der ÖBB zurückgreifen.

  • Eine Checkliste mit sämtlicher Ausrüstung

Jeder Mensch plant eine Tour anders und hat andere Bedürfnisse. Einige Dinge sollten jedoch bei niemandem im Rucksack fehlen. Je mehr Erfahrung man hat desto eher kann man einschätzen auf was man für eine bestimmte Tour auch verzichten kann. Eine Trailrunnerin kann eine Tour vielleicht nur mit einem halben Liter Wasser und einem Handy gehen. Ein Spaziergänger sollte auf der gleichen Tour ggf. die volle Ausrüstung dabei haben. Tendenziell würde ich empfehlen, bei allem was das Thema Sicherheit betrifft lieber etwas mehr als nötig mitzunehmen. Aber vorsicht, schnell sind 20 kg zusammen und die Tour wird zum Gewaltmarsch.
Hier ein paar Bespiele von Listen, wie ich sie für diverse Anlässe empfehle:
Gemütliche Tagestour
Sportliche Tagestour
Mehrtägige Tour mit Halbpension auf Hütten
Mehrtägige Tour in der Wildnis

  • Rückfallebenen

Je nach Dauer der Tour und Region sollte man für diverse Problemstellungen Rückfallebenen parat haben. Ich denke hier an Stromausfall auf der Hütte, Akkudefekt bei Handy oder GPS-Gerät, Probleme mit Öffis oder höhere Gewalt (z.B. Gewitter, Wintereinbruch oder Sturm). Ganz zentral auch der Punkt menschliches Versagen. Wenn meine Tourenplanung nicht gut genug war und ich technisch oder mental nicht mehr weiter kann oder ich schlicht die Zeit übersehen habe und es dunkel wird muss ich schnell entscheiden was ich in dieser Lage unternehme. Je besser ich darauf vorbereitet bin, desto souveräner kann ich damit umgehen und aufkommende Panik verhindern.
Handys und GPS-Geräte sind großartig. Wenn man einfach nur die Natur genießen möchte, so ermöglichen diese eine unkomplizierte und schnelle Navigation. Trotzdem empfehle ich stets als Backup eine analoge Karte dabei zu haben. Umgekehrt würde ich Touren inzwischen auch nicht mehr ausschließlich mit analoger Karte gehen. Bei schlechtem Wetter ist das GPS-Gerät oft die einzige Chance sicher den Weg nach Hause oder zur Hütte zu finden.
In entlegenen Regionen oder Ländern mit schlecht ausgebauten Öffis überlege ich mir immer, wie ich notfalls zu Fuß oder per Autostopp in die nächstgrößere Stadt kommen kann.
Die Mitnahme von Powerbanks und ausreichend warmer Kleidung brauche ich vermutlich nicht näher erläutern. Eine Planung, die ein Überleben einer Nacht am Berg im Freien sichert, schadet nicht. Ein Biwaksack ist oft schon die halbe Miete und wiegt nicht viel.

  • Sicherheitsnetzwerk

Ganz wichtig ist die Überprüfung des Versicherungsschutzes. Eine Mitgliedschaft in einem Alpinen Verein ist nicht teuer und ist im Falle einer Bergrettung Gold wert! Übernachtet man auf Hütten bekommt man einen Nachlass. Bei fünf Übernachtungen ist der Jahresbeitrag oft schon wieder gegenfinanziert. Das Gegenrecht stellt sicher, dass man auch bei fremden Alpinen Vereinen die vollen Vorzüge einer Mitgliedschaft genießen kann.
Falls möglich sollten Freund:Innen / Familie über der geplanten Verlauf der Tour informiert sein und über den Zeitplan Bebescheid wissen. Wenn man zu lange nicht erreichbar ist kann ein Anruf beim Hüttenwirt, bei dem man seine Daten und eine Notfallnummer (bzw. eine Person die im Notfall informiert wird) hinterlegt hat, für Erleichterung daheim sorgen.

  • Beobachtung der Wettervorhersage

Schön zusammengefasst ist die ganze Thematik von Bergzeit. [5] Das Bergwetter der GeoSphere Austria [6] ermöglicht einen raschen Überblick über die Lage für die kommenden zwei Tage in den österreichischen Alpen. Ebenfalls hilfreich sind die Wetteranimation [7]und das Regenradar [8](deckt Westösterreich und die Ostschweiz ab).
Bei einer Schneebedeckung ist unbedingt im Vorfeld und vor Ort die Lawinenlage zu überprüfen. In Österreich hat jedes Bundeland einen eigenen Lawinenwarndienst. [9] Mehr zu Lawinen gibt es hier in einem meiner Beiträge.

Foto 2 – Wetteranimation – Quelle: GeoSphere Austria

Die Tour

Jetzt kann der Spaß losgehen. Je besser man vorbereitet ist desto weniger böse Überraschungen kann es vor Ort geben. So kann man hoffentlich die Tour maximal genießen. Ein paar Sachen sollte man jedoch auch während der Tour vorausschauend im Auge behalten:

  • Wetter, Wetter, Wetter

In den Bergen kann sich das Wetter sehr schnell ändern. Ein direkter Blick in den Himmel verrät oft schon recht gut, was man von den nächsten Stunden erwarten kann. Auch hier ist wieder der Artikel von Bergzeit [5] zu empfehlen. Ist dies aufgrund von Hindernissen im Sichtfeld nicht möglich so kann man, insofern man Handyempfang hat, weiter die bewährten Kanäle zur Wettervorhersage beobachten.

  • Wohin gehe ich?

Man sollte sich nicht blindlings auf das schöne Wetter und das GPS-Gerät verlassen. Fällt mal der elektronsiche Helfer aus, kommt man doch in die Dunkelheit oder in eine Regenfront, so ist man heilfroh, wenn man sich zu jeder Zeit im Klaren darüber ist, wo man sich befindet und wohin man gehen muss um schnell Schutz zu finden. Es schadet nie, sich schon im Vorfeld ein paar Hochstände oder Höhlen am Weg einzuprägen, falls etwas schief geht.

Die Nachbereitung

Um beim nächsten Mal vom gelernten und erlebten zu profitieren macht es sich bezahlt gewisse Dinge aufzuschreiben. Das können ganz grundsätzliche Dinge sein, wie z.B. eine für mich persönlich maximale Distanz / Höhenmeter / Gehzeit, persönliche Präferenzen wie z.B. Essen auf der Hütte oder Schlafsaal vs. Einzelzimmer oder auch der Umgang mit Gefahrensituationen.
Kommt man im Laufe der Tour darauf besseres Material zu benötigen sollte man das gleich erledigen. Sonst steht man das nächste Mal wieder mit dem gleichen Material am Berg und ärgert sich.

[1] https://opentopomap.org/#map=7/46.146/11.898
[2] https://www.freytagberndt.com/de/wk-023-thermenregion-baden-forchtenstein-rosaliengebirge-bucklige-welt-wiener-neustadt-wanderkarte-1-50-000.html
[3] https://rother.app/planning?lon=15.9117368&lat=48.1370398&zoom=12
[4] https://www.railanddrive.at/de
[5] https://www.bergzeit.at/magazin/bergwetter-wissen/
[6] https://www.zamg.ac.at/cms/de/wetter/produkte-und-services/bergwetter/niederoesterreich
[7] http://niederschlag.lwz-vorarlberg.at/rincaportal/
[8] https://www.zamg.ac.at/cms/de/wetter/wetteranimation
[9] https://www.lawine.at/

Veröffentlicht von erwandert

Kartograph - Wanderführer - Bergliebhaber

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